Ok, es ist nicht ganz die Brusttaschengröße geworden, denn die Wahl fiel auf eine Samsung EX1. Unter den Kompakten geht das Format somit eher in Richtung Brikett statt Scheckkarte. Aber immer noch kompakt genug, um sie bequemer dabei zu haben, als die vollausgestattete Fototasche.
Was zunächst besonders gefällt, und durch die Größe letztlich vereinfacht wird, sind z.B. separate Bedienelemente für Belichtungszeit und Blende, und ein schwenkbarer Bildschirm, um den Aufnahmewinkel flexibel wählen zu können. Des weiteren ist die ungewöhnlich hohe Lichtstärke von 1 : 1,8 nicht zu verachten.
Hier gleich mal ein paar erste Bilder, frisch bearbeitet. Ja richtig gelesen, nicht ungeschminkt direkt aus der Kamera:
Die folgenden Absätze schildern nun ein wenig die Eigenheiten, die man auch mit einer vergleichsweise wertigen Kompaktkamera immer wieder erfährt, wenn man doch „normalerweise“ mit einer DSLR unterwegs ist.
Eine Frage von Format
Die Auflösung beträgt 3648 x 2736 Pixel, oder auch werbewirksamere 10 Megapixel. Das entspricht einem Seitenverhältnis von 4:3 und wirkt somit ein wenig anders als die üblichen 3:2 einer DSLR. Das ist grundsätzlich nicht weiter schlimm. Da ich die meisten Fotos jedoch trotzdem immer noch mit der DSLR schiesse, kommt es nun gelegentlich vor, dass ich für Fotoserien über einen längeren Zeitraum hinweg die besten Aufnahmen aus beiden Kameras auswähle. Da mir das 3:2 Format sowieso besser gefällt (3:2 ist eben ein weiteres 10 x 15 …), sollte man folglich immer damit rechnen, die EX1 Aufnahmen spätestens hinterher auf das passende Format bringen zu müssen.
Die Kamera bietet hierfür zwar eine dedizierte 3:2 Aufnahmeeinstellung (entspricht 3648 X 2432 Pixel). Warum man diese jedoch freiwillig wählen sollte, wenn man die Möglichkeit hat, Fotos im Nachgang softwareseitig zu beschneiden, muss jeder für sich selbst rechtfertigen.
Etwas zu roh gerechnet
Ein zusätzlicher Anreiz für die Kaufentscheidung war die Möglichkeit, Rohdaten der Kamera speichern zu können. Warum das fast immer von Vorteil ist, soll hier nicht weiter diskutiert werden. In der Praxis legt einem die EX1 mit diesem Vorteil leider ein paar Bremsklötze in den Weg.
Ganz speziell für Apple Aperture Benutzer, wie ich es zufällig bin, fällt die fehlende Kompatibilität ins Gewicht. Für die Rohdaten gibt es derzeit keine Möglichkeit in die Aperture-Bibliothek zu gelangen. Hier hilft nur der Umweg über den nach Registrierung kostenlos herunter zu ladenden Samsung Raw Converter, sozusagen einem SilkyPix Derivat. Aber die Handhabung weicht doch sehr vom gewohnten Tool ab, und ist nicht gerade komfortabel. Eine umständliche Lösung.
Ein weiteres kleines Ärgernis ist die übertriebene Dateigröße der RAW-Bilder. Für die 9980928 Pixel der EX1 schlagen im Schnitt recht konstant 21-22 MB auf der Speicherkarte auf. Bei den 10077696 Pixeln meiner Canon 40D sind es gerade mal um die 12 MB. Speichereffizienz sieht anders aus.
Obendrein wir die EX1 bei der Speicherung eines RAW-Bildes ganz schön viel langsamer. Dies fällt immer genau dann negativ auf, wenn man sich ein gerade geschossenes Motiv noch einmal auf dem Bildschirm anschauen möchte. Der interne Prozessor scheint hier etwas ins Schwitzen zu kommen.
Der digitale Beigeschmack
Ganz generell stört mich bisher bei noch jeder Aufnahme aus einer Kompakten immer dieses leichte Kompressionskriseln. Wenn man nun eben doch nicht im Raw-Format aufnimmt, fällt dies auch bei der EX1 in der höchsten Bildqualität auf. Es ist diese spezielle, digitale Anmutung. Zugegeben, ganz besonders wahrnehmbar ist es am Monitor in 100% Darstellung. Aber es macht so manche Detailherausarbeitung insbesondere bei Vergrößerungen nicht gerade zur Freude.
Der gefühlt geringere Dynamikumfang, besonders in den hellen Bildbereichen, fällt ebenfalls immer gerade dann auf, wenn man seine DSLR Aufnahmen in der Bildverwaltung direkt daneben sieht.
Einschalten, fokussieren, knipsen
Das geht alles inzwischen viel flotter, als bei den früheren Kompakten, die ich gelegentlich schon mal in der Hand hatte. Aber überraschend spontan auftretende Motive sind auch bei einer EX1 schon wieder vorbei, ehe die Pixel im Flash landen können.
Da will zum Einen erstmal das Objektiv ausgefahren werden. Das geht flott, braucht aber dennoch Zeit.
Zum anderen möchte der Prozessor immer noch eine klitzekleine Verschnaufpause zwischen Auslösung und Bildbelichtung haben. Zugegeben, das geht alles auch schon viel schneller als damals, aber DSLR Feeling kommt da noch lange nicht auf.
Es geht hier wirklich nur um Millisekunden, aber ein ungeduldiges Tier kann darauf schon keine Rücksicht mehr nehmen.
Geht Quantität doch vor Qualität?
Nun ja, was heisst schon Qualität? Wenn man die technischen Unterschiede zwischen meiner 40D und der EX1 noch einmal aufzählt … aber das lassen wir jetzt einfach mal. Gute Fotos kann man mit fast jeder Kamera machen. Diese Weisheit kann man in jedem Fotoblog lesen, und jetzt halt auch hier. Es kommt eben meistens darauf an, wie, und ob überhaupt, man ein interessantes Motiv sieht.
Die Möglichkeit, nun öfter eine Kamera dabei zu haben, hat für mich zwei Effekte:
- Erstens steigt natürlich die Quantität, und somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein interessantes Motiv entsteht. Soweit die reine Mathematik …
- Zweitens aber ärgere ich mich nun weniger über eventuell verpasste Motive, wenn die Kamera mal wieder nicht dabei war.
Wie allerdings mein persönliches Umfeld nun damit klar kommt, könnte eventuell Gegenstand eines späteren Artikels hier auf pixelshifter.de sein. Etwa: „Sozialpsychologische Auswirkungen eines Vielknipsers auf die Familie“.
Hinweis: Dieser Text stellt selbstverständlich keinen neutralen Testbericht dar. Es werden ausschliesslich persönliche Erfahrung im ersten Umgang mit der Kamera geschildert. Sämtliche oben gezeigten Aufnahmen sind in Form gebracht und nach eigenem Geschmack bearbeitet.