Ein Blick ins Web zeigt schnell verschiedenste Bastellösungen auf, um das Blitzlicht möglichst breit zu streuen. In den meisten Fällen handelt es sich um Karton ähnliche Materialien, die hinter den senkrecht nach oben ausgerichteten Blitz befestigt werden. Zu meiner Verwunderung entdeckte ich allerdings keine Lösung welche auf Moosgummi basierte. Ein Material welches sich in nahezu jedem Haushalt mit Kindern in der Bastelecke findet.
Nun ist mein Sohn schon lange aus dem Bastelalter raus, aber das gut sortierte Schreibwarengeschäft liegt nicht weit entfernt. Ein DIN A4 großes Stück weisses Moosgummi kostete mich dort 0,55 Euro, ein etwas stabileres Gummiband hat man irgendwo in der Küche rumliegen, und die Schere im Schreibtisch bringt das Ganze beinahe von alleine in Form.
Somit hat man sich in Windeseile eine Reflektorkarte gebastelt, die nun in einer kleinen Testreihe in Konkurrenz zu anderen Belichtungsszenarien ihre Tauglichkeit beweisen soll.
Das Ausgangsmotiv
Ausgangsmotiv ist ein altes kleines Spielzeugpferd, bei Zimmerlicht, in Form von vier 20 Watt Halogenstrahlern, auf einem weissen Blatt Papier platziert. Die „Referenzaufnahme“ wurde 0,6 Sekunden bei Blende 10 belichtet. Der typische Gelbstich zeigt unverkennbar die beschriebene Belichtungssituation. Ansonsten ist das Licht eigentlich recht angenehm von oben einfallend mit dezentem mehrfachen Schattenwurf.
Blitz – die frontale Sorte
Der Vollständigkeit halber erfolgten die ersten Aufnahmen mit einem direkt auf das Motiv ausgerichteten ungefilterten Blitzlicht. Zum einen natürlich mit dem internen Blitz meiner Canon EOS 40D:
… und anschliessend mit meinem neu erworbenen Metz 58 AF-1:
Wie erwartet mit harten Schlagschatten, eben die typische Blitzlichtoptik. Bei einem Motivabstand von ca. 75 cm spielt es hierbei denke ich mal auch keine Rolle, ob man den internen Blitz, oder die volle Breitseite eines 58er Aufsteckblitzes mit MIB Neutralisationsgefahr nimmt. Einzig die etwas höhere Position des externen Gerätes lässt den Schatten anders fallen.
Im nächsten Schritt sollte nun der gekaufter Streulichtaufsatz zeigen, inwieweit die harten Schatten weich zu kriegen sind. Immer noch direkt geblitzt zeigt die folgende Aufnahme nun den Einfluss dieses Diffusors:
Die Schatten sind schon um einiges weicher, aber der typische Blitzlicht-Charakter bleibt bestehen. Das muss besser gehen.
Ab an die Decke
Innerhalb von Räumen mit einer weissen Zimmerdecke liegt es nun nahe, den Kippmechanismus des Blitzgerätes auszunutzen, und das Licht gegen die Zimmerdecke zu werfen. Dies gibt schon einen ganz anderen Charakter:
Hier fehlt jeglicher Schattenwurf, da die große weisse Fläche der Decke das Licht sehr breit streut. Um doch noch etwas Licht von vorne zu bekommen gibt es im 58 AF-1 eine kleine ausziehbare Reflektorkarte. Diese holt dann auch wieder etwas Schatten hervor:
Teuer gekauft gegen billig gebastelt
Die Deckenbelichtung gibt es natürlich nun auch in einer Variante mit dem gekauften Diffusor. Der Schattenwurf wird durch seinen Einsatz deutlicher als mit der eingebauten Reflektorkarte. Wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil das an die Decke strahlende Licht durch den milchigen Aufsatz etwas abgemildert wird, und dadurch das nach vorne geleitete Licht wieder etwas mehr Gewicht bekommt. Hier das Ergebnis nach Art eines FlexiDome senkrecht nach oben gerichtet:
In direkter Konkurrenz hierzu tritt nun das Moosgummi auf den Plan. Wie am Anfang dieses Artikels bereits beschrieben und bebildert handelt es sich um einen etwa 20 cm hohen, weissen Moosgummi, der mittels Gummiband hinter dem Blitz befestigt wird. Das Licht ist hierbei immer noch Richtung Decke gerichtet, wird aber durch die, im Verhältnis zum gekauften Diffusor hellere, und auch größere Reflektionsfläche mit einem höheren Anteil nach vorne gelenkt. Dennoch entsteht ein schöner, weicher Schatten:
Im Charakter unterscheiden sich die beiden letzten Varianten nicht so sehr, wie ich finde. Allerdings hat die selbstgebastelte Lösung eine höhere Lichtausbeute … und ist nicht zuletzt sehr viel billiger.
Jetzt kommt doch noch Karton ins Spiel
Zu guter Letzt noch eine Aufnahme, in der ich den Blitz nach rechts vom Motiv abgewendet, und gegen einen großen Karton mit silbrig matter Oberfläche abgefeuert habe. Der Moosgummireflektor diente in diesem Fall eher als Abschirmung, da dieser den direkten Lichteinfall zum Objekt eher verhinderte.
Hierdurch entstand, wie ich meine, die in dieser Serie homogenste Ausleuchtung. Das Licht fällt von rechts hauptsächlich auf den Kopf des Spielzeugpferdes, und der Schattenwurf ist angenehm mehrschichtig diffus:
Wo bleibt die Stimmung?
Um Objekte gleichmäßig auszuleuchten, kommt man mit dem Blitzlicht und entsprechenden Reflektor-Methoden schon recht weit. Es muss auf keinen Fall gleich eine überdimensionierte Studioanlage her. Dennoch haben natürlich alle in diesem Artikel gezeigten Aufnahmen einen recht sterilen, analytischen Charakter, die natürlich durch den langweiligen weissen Hintergrund erst recht hervorgehoben wird.
Für mich beginnt im Prinzip erst jetzt die Experimentierphase, um mit den vorhandenen Möglichkeiten auch mal stimmungsvolle Stillleben oder anderes zu erzeugen.
Anmerkung: sämtliche Aufnahmen zeigen einen verkleinerten Ausschnitt, sind aber unbearbeitet. Lediglich 2 Fotos wurden in Ihrer Helligkeit etwas korrigiert, der Charakter der Lichtquelle wurde dabei jedoch nicht verändert.
Hallo Marc,
das ist ja eine Superidee mit dem weißen Moosgummi als Reflektor. Dein Experiment finde ich toll und gut verständlich beschrieben.
Herzliche Grüße
Du hast tolle Fotos gemacht, bravo! Ich experimentiere auch, aber ich kann noch nicht so schöne Fotos machen. Du bist sehr gut! Weiter so!